Gerhard Brenner hat das Diplomstudium Wirtschaftskommunikation absolviert sowie das Masterstudium für strategisches Sicherheitsmanagement. Er ist unter anderem Lektor an der Fachhochschule Wiener Neustadt und Kommunikationsverantwortlicher im österreichischen Innenministerium. In verschiedenen Forschungsarbeiten beschäftigte er sich mit dem Thema „Vertrauen“. (Foto: Ferdinand Germandik)
Die Vertrauensillusion: Ein Placebo, das kritisches Denken dämpft
Warum vertrauen Menschen „Experten“ und „subjektiven Einschätzungen“ oft mehr als wissenschaftlichen Ergebnissen? In einem Experiment hinterfragte Brenner, ob das Vertrauen in die Polizei eher durch Kriminalfilme als durch Polizei-TV-Dokumentationen beeinflusst wird – und fand: Das Vertrauen in die Polizei scheint eine Illusion zu sein, die wie ein vom Organismus selbst erzeugtes Placebo wirkt und kritisches Denken unterdrückt. Ob das auch auf andere Vertrauensobjekte zutrifft, erhoben Brenner und eine Kollegin in einem Folgeexperiment in Bezug auf das Vertrauen in Mode-Empfehlungen hochbekannter Instagram-Bloggerinnen. Die Ergebnisse zeigten dasselbe Bild.
Der Mensch bildet offensichtlich eine „Vertrauensillusion“ im Kopf und sträubt sich dagegen, sie abzubauen. Geht sie verloren, versucht er, sie sich „zurückzureden“ – jedoch eher dann, wenn er das Vertrauensobjekt in der sozialen Hierarchie höher wahrnimmt als sich selbst.