Anne Braune-Vásquez promoviert seit 2021 unter dem Titel "Das Bild der Verschwörung – visuelle und fotografische Strategien als angebliche Beweise für bildbasierte Verschwörungstheorien" in Medienwissenschaften an der Universität Tübingen und der Fachhochschule Dortmund. Zuvor studierte sie Fotografie in Bielefeld und Dortmund. Sie hat sich künstlerisch und wissenschaftlich mit Fragen nach dem Realitätsbezug und der Glaubwürdigkeit von Bildern in unterschiedlichen Kontexten beschäftigt. Zusätzlich lehrt sie zu Bildern in der Internetkultur und im Kontext von Verschwörungstheorien.
Bilder als Beweise? Visuelle Strategien als vermeintliche Belege für bildbasierte Verschwörungstheorien
Chemtrails existieren, 9/11 und die Mondlandung hingegen waren inszeniert – was diese drei Verschwörungstheorien verbindet, ist die Beweisführung ihrer Anhänger*innen aufgrund von Bildern. Sei es das klassische Beweisfoto bei einer Chemtrail-Sichtung oder das Suchen nach vermeintlichen Bildfehlern, die ein geheimes Komplott belegen sollen. Im Vortrag analysiere ich anhand von Bildbeispielen die Argumentationsmuster, die Verschwörungsanhänger*innen nutzen: Welche pseudowissenschaftlichen Methoden wenden sie in der Bearbeitung der Beweisbilder an?
Das führt unmittelbar zu der Frage nach dem Wahrheitsanspruch von fotografischen Bildern. Es zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der wissenschaftlichen Diskussion um den Realitätsbezug von Fotos und dem alltäglichen Nutzen. Bei letzterem werden Bilder als mehrheitlich unhinterfragtes Kommunikationsmittel genutzt, trotz dem Wissen um mögliche Manipulation oder Fälschung.
Der Fokus des Vortrags liegt auf der Diskussion von ausgewählten Bildbeispielen aus diesem alltäglichen Nutzen. Dabei handelt es sich um Fotos oder Bilder, die auf Fotos basieren, also Kollagen, Memes oder ähnlichen. Die besprochenen Bilder stammen aus Telegram-Gruppen und -Kanälen, die die Verschwörungstheorien rund um Chemtrails, die Anschläge vom 11. September und die Mondlandung 1969 zum Thema haben. Der Messengerdienst Telegram hat im Kontext von Verschwörungstheorien in den letzten Jahren eine traurige Berühmtheit erlangt. Er wird vielfach genutzt, um verschwörungstheoretische Inhalte zu verbreiten, die auf anderen Plattformen gelöscht werden. Ich erörtere, welche Beweisstrategien in den Bildbeispielen genutzt werden. Dient das Bild selbst als vermeintlicher Beweis oder werden einzelne Elemente in ihm gesucht, die das Geschehene als Fake deklarieren sollen? Dabei wird verständlich, wieso Bilder als vermeintliche Beweismittel für Verschwörungstheorien effektiv sind.
Der Vortrag macht deutlich, welche Bilder auf welche Weise als Belege für Verschwörungstheorien genutzt werden. Daraus lässt sich zum einen ein gewisses Medienverständnis der Verschwörungsanhänger*innen ableiten. Zum anderen verdeutliche ich die Verknüpfung von Verschwörungstheorien, Bildern und sozialen Medien deutlich und der Vortrag zeigt auf, wieso die drei Elemente erfolgreich zusammen funktionieren.