Varnan Chandreswaran (M.A.) ist Psychologe und Promovend im Bereich der kognitiven Neurowissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Auf seinem YouTube-Kanal SciPhi teilt er sein Wissen und seine Begeisterung für wissenschaftliche und philosophische Themen. Seine Videos kombinieren akademisches Wissen mit Erzählkunst, um komplizierte Inhalte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. In seinen öffentlichen Vorträgen und Medienbeiträgen konzentriert er sich insbesondere darauf, wie man über digitale Plattformen wie YouTube Wissenschaft effektiv verbreiten und kritisches Denken fördern kann.
Soziale Ungleichheit - Warum wir einen evidenzbasierten Ansatz brauchen
In den Chefetagen finden sich hauptsächlich Männer, und der wissenschaftliche Betrieb ist mehrheitlich weiß. Aber was ist die Ursache dafür? In diesem Kontext fallen häufig geladene und emotionalisierte Begriffe wie „Patriarchat“ (“patriarchy”) oder „weiße Vorherrschaft“ (“white supremacy”) und Phrasen wie „Sprache schafft Wirklichkeit“ (eine Anspielung auf die sog. Sapir-Whorf-Hypothese). Dies lenkt oft vom eigentlichen Punkt ab.
In der wissenschaftlichen Diskussion wird die Ursache für Ungleichheiten regelmäßig in Stereotypen und Rollenbildern gesucht. Als Lösung werden nicht selten Diversitätstrainings gefordert. Doch wie fundiert ist dieser Ansatz? Zweifel sind angebracht. In meinem Vortrag werde ich relevante Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte vorstellen, interpretieren und diskutieren. Was z.B. zeigen Studien, bei denen Bewerbungen verschickt werden, in welchen die Namen der Bewerber variiert werden? Werden Bewerber mit „typisch schwarzen“ Namen (etwa: „Jamal“) tatsächlich diskriminiert? Spielen angeborene Geschlechterunterschiede eine Rolle für die Studien- und Berufswahl? Erklären sie das Missverhältnis in den Chefetagen? Ein nüchterner Blick auf die Befundlagen soll helfen, die Debatte zu entideologisieren und uns helfen, sachlich einzuschätzen, wie zutreffend verbreitete Vorannahmen über soziale Ungleichheiten wirklich sind.
Schließen möchte ich mit einem Plädoyer für die These, dass ein evidenzbasierter Ansatz bei gesellschaftlichen Fragen zu einem zielführenderen und effektiveren Wandel und einer besseren Welt für alle beitragen kann. Eine gesunde Portion Skeptizismus führt also nicht nur zu besserer Medizin, sondern ist auch die beste Medizin für unsere Gesellschaft.