Dr. Holm Gero Hümmler, Geschäftsführer einer mittelständischen Unternehmensberatung, studierte Physik mit Nebenfach Meteorologie an der Universität Frankfurt und Betriebswirtschaft an der FernUniversität Hagen. Bis zu seinem Wechsel in die Wirtschaft forschte er am Max-Planck-Institut für Physik in München, dem CERN in Genf und dem Brookhaven National Laboratory. Interessengebiete innerhalb der GWUP sind Grenzgebiete der Physik sowie Wirtschaftsesoterik und Kampfkunst (Foto: merbach.net)
Wenn Ikonen der Wissenschaft schwurbeln
Pseudowissenschaftlicher Unsinn erhält eine besondere Glaubwürdigkeit und Reichweite, wenn er von Menschen verbreitet wird, die für herausragende wissenschaftliche Leistungen bekannt sind. Unter den Vertretern höchst seltsamer Behauptungen findet sich eine ganze Reihe von Nobelpreisträgern: Der Physiker Ivar Giaever leugnet den menschgemachten Klimawandel, und sein Mitpreisträger aus dem Jahr 1973, Brian Josephson, ist ein Anhänger der transzendentalen Meditation und glaubt an Telepathie und andere parapsychologische Phänomene. Linus Pauling, Nobelpreisträger für Chemie, warb für überdosierte Vitamine und dient bis heute als Rechtfertigung für allerlei Alternativmedizin. Kary Mullis, Nobelpreisträger und Erfinder des PCR-Verfahrens zum Nachweis von DNA, wurde später zum prominenten Virenleugner, vor allem von HIV. Der Mitentdecker von HIV hingegen, der Nobelpreisträger für Medizin Luc Montagnier, verharmloste später die Covid-Pandemie und wollte Autismus mit Antibiotika heilen.
Doch auch außerhalb von Nobelpreisträgerkonferenzen finden sich prominente Wissenschaftler mit fragwürdigen Ansichten, gerade auch in Bezug auf Covid. John Ioannidis, einer der Mediziner mit den meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen und bekannt als Verfechter der evidenzbasierten Medizin, verbreitete während der Pandemie absurd niedrige Sterberaten und zog Prognosen der seriösen Epidemiologie ins Lächerliche, die sich als zutreffend erweisen sollten. Auch ein Aushängeschild der deutschen Querdenkerszene, Sucharit Bhakdi, wurde zumindest in Publikumsmedien lange Zeit als herausragender, renommierter Wissenschaftler präsentiert. Der Nachfolger von Werner Heisenberg als Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik, Hans-Peter Dürr, wurde zu einem der Wegbereiter der Quantenesoterik und warb für Rupert Sheldrakes „morphische Felder“ und die pseudowissenschaftliche Biophotonenlehre.
Welche Mechanismen treiben besonders anerkannte Wissenschaftler dazu, sich von der Realität abzuwenden? Ist es Zufall, dass unter den erwähnten Namen keine Frau auftaucht? Wie kann man einschätzen, ob ungewöhnliche Thesen von Wissenschaftlern seriös sind?