Bettina Bussmann ist seit 2014 Assistenzprofessorin für Philosophiedidaktik an der Universität Salzburg. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Frage, welche Rolle die empirischen Wissenschaften für unser Selbstverständnis, unser Handeln und die Beantwortung philosophischer Fragen hat. Aus diesem Interesse ging auch ihre Dissertation hervor, die ein Konzept einer lebensweltlich-wissenschaftsbasierten Philosophiedidaktik vorlegt und diese auf die Bereiche Wissenschaft, Esoterik und Pseudowissenschaft anwendet. Sie studierte in Hamburg, Philadelphia und München Philosophie, Logik/Wissenschaftstheorie und Volkswirtschaft und arbeitete nach ihrer Erziehungszeit als Lehrerin für Philosophie (Klasse 5-12), sowie als Dozentin für Didaktik an der Uni Hamburg.
Erkenntnisse und Irrtümer der Genderforschung
Dass die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mann und Frau zum Gegenstand einer eigenen Forschungsrichtung wurden, ist sehr neu: Die Genderforschung entstand aus der feministisch orientierten Frauenforschung in den 1960er Jahren und wurde im Wintersemester 1997/98 mit einer der ersten Professuren an der Humboldt-Universität zu Berlin verankert. Viele weitere folgten, und momentan gibt es im deutschsprachigen Raum ca. 250 Professuren in diesem Bereich. Doch das Wissen um die Ziele und Erkennnisse der Genderforschung muss nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in akademischen Kreisen als unzureichend bezeichnet werden. Dies wiegt umso schwerer, da die theoretischen Grundannahmen und die daraus abgeleiteten politischen Forderungen dieser Disziplin mittlerweile in universitären Curricula, in Bildungsplänen, in Schulbüchern sowie auch in politischen Programmen Eingang gefunden haben.
"Genderdenken" erfordert ein Umdenken, das viele Menschen nicht leisten können, weil sie es nicht verstehen können oder wollen oder weil sie bestimmte Grundannahmen anzweifeln und die gesellschaftlichen Folgen auf mehreren Ebenen für schädlich halten. Ich möchte versuchen, das theoretische Fundament herauszuarbeiten, um deutlich zu machen, an welchen Stellen in der Genderforschung von Erkenntnis gesprochen werden kann und an welchen Stellen wissenschaftsphilosophische – und für jede Wissenschaft geltende – Standards missachtet werden. Zu diskutieren bleibt die Frage: Ist die Genderforschung trotz ihrer blinden Flecken notwendig?