Dr. Benedikt Wisniewski ist zentraler staatlicher Schulpsychologe für die Oberpfalz. Er war lange Jahre als Lehrer und als Seminarlehrer in der Ausbildung von Referendaren tätig. Als Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg wirkt er an der universitären Lehrerbildung mit. Er ist Autor und Herausgeber verschiedener Fachbücher im Bereich der Pädagogik und pädagogischen Psychologie.
Pädagogik zwischen Wissenschaft und Mythenbildung
Pädagogische Mythen sind allgegenwärtig – in Form von Phrasen und Floskeln, die es irgendwie geschafft haben, pädagogisches Allgemeingut zu werden, ohne einer empirischen Prüfung standzuhalten. Eine Mythenbildung ist aber nur dort möglich, wo Wissenschaft versagt.
In dem Vortrag soll anhand von einigen prominenten Beispielen wie den Lerntypentests, dem cone of learning, oder dem Lernen mit allen Sinnen gezeigt werden, wie es Konzepte, die, was ihre Wirksamkeit betrifft, jeglicher empirischer Evidenz – und in vielen Fällen auch jeglicher logischer Begründbarkeit– entbehren, trotzdem geschafft haben, Teil des pädagogischen „Alltagswissens“ und auch Teil der schulischen Realität zu werden. Dabei soll zum einen darauf eingegangen werden, welche Defizite diese Annahmen im Detail haben, zum anderen aber auch, warum sie sich überhaupt durchsetzen und behaupten können. Hierbei werden die Eigenarten der Pädagogik als Wissenschaft eine Rolle spielen bzw. der Wissenschaftscharakter dieser Disziplin insgesamt zu hinterfragen zu sein.
Der schul-und bildungspolitische Diskurs wurde in jüngster Vergangenheit durch mehrere Bestseller zum Massenthema – beispielsweise durch Werke von Richard David Precht, Jesper Juul oder Gerald Hüther angefacht. Deren Werken ist gemein, dass reformpädagogische Ideen des letzten Jahrhunderts durch angeblich neue Erkenntnisse der Pädagogik und ihrer Nachbardisziplinen als richtig belegt werden. Die Argumentation ist dabei oft ein „Wedeln mit qualmenden Klischeefackeln“ (FAZ), denn viele der aufgegriffenen Ideen und Begrifflichkeiten der Reformpädagogik sind in Wirklichkeit Worthülsen, die unzureichend oder gar nicht durch Forschung abgesichert wurden. In vielen Fällen werden pädagogische Ideen referenziert, die von vielen Personen intuitiv als richtig akzeptiert werden, die sich bei genauerem, skeptischem Hinsehen aber als widerlegbar herausstellen. Dass fachfremden Autoren von Vertretern der Pädagogik hier kaum etwas entgegengesetzt wird, offenbart die Gründe, warum diese Wissenschaft unter einem eklatanten Anerkennungsdefizit leidet.
Da das Thema Schule die allermeisten Menschen betrifft, richtet sich dieser Vortrag an ein breites Publikum. Sowohl Wissenschaftler und Lehrer als auch Eltern und Schüler werden angesprochen.