Lydia Benecke ist Kriminalpsychologin, seit ihrer Studentenzeit bei der GWUP und seit 2015 in deren Wissenschaftsrat aktiv. Im Rahmen ihrer skeptischen Aktivitäten befasst sie sich u.a. mit der Entlarvung falscher Hellseher, dem Einsatz gegen die "Satanic Panic" in Deutschland, dem Phänomen "Real-Life-Vampyre" und der psychologischen Beleuchtung abergläubischer Überzeugungen. Weitere Infos auf www.benecke-psychology.com und Facebook.
Wie Trickser sich Wissenschaftsskepsis und alternative Heilmethoden zunutze machen
Extreme Fallbeispiele illustrieren Zusammenhänge zwischen manipulativen Verhaltensweisen im Bereich medizinischer Phänomene und deren gezieltem Einsatz von alternativen Heilverfahren in der dramaturgischen Selbstinszenierung:
- Die Cheerleaderin Desiree Jennings gab an, einen neurologischen Impfschaden durch eine Grippeimpfung erlitten zu haben. Sie zeigte starke motorische Auffälligkeiten, die ihr ein normales Leben scheinbar unmöglich machten. Innerhalb kürzester Zeit wurde sie medial bekannt, impfkritische Kreise trugen deutlich dazu bei. Ein Team investigativer Journalisten und unterschiedliche Mediziner beleuchteten den Fall kritisch. Die Symptome von Frau Jennings verschwanden, wenn sie sich keiner Anwesenheit von Kameras bewusst war. Sie erklärte diese scheinbare Wunderheilung - wenig überraschend - mit der Nutzung alternativer Heilmethoden.
- Belle Gibson täuschte eine Krebserkrankung vor, um als Food-Bloggerin möglichst viele Anhänger zu gewinnen und ein dubioses Kochbuch zu vermarkten. Bei ihrer Selbstinszenierung standen gesunde Ernährung und alternative Heilmethoden im Vordergrund. Journalisten enttarnten schließlich ihre Lügen und sie musste sich vor Gericht verantworten.
- Lacey Spears induzierte ihrem Sohn von seiner Geburt an schwerste Krankheitssymptome, die sie umfassend über soziale Medien als dramatische Geschichten zur Schau stellte. Hierbei propagierte sie alternative Heilmethoden und Wissenschaftsskepsis. Ihr Gewinn: Umfassende Aufmerksamkeit und finanzielle Zuwendung unzähliger Menschen, deren Mitgefühl sie bewusst für sich instrumentalisierte. 2014 tötete Lacey Spears ihren fünfjährigen Sohn mit einer Überdosis Salz.
Die psychologischen Hintergründe der Fälle werden beleuchtet und in Zusammenhang mit der Attraktivität von Pseudowissenschaften für entsprechend agierende Menschen gebracht.