Prof. Dr. Hans von Storch (Foto: J. Xu)
Das wissenschaftliche Interesse von Prof Dr. Dr. h.c. Hans von Storch gilt dem menschgemachten Klimawandel, seiner Feststellung und regionalen Manifestation, sowie der Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Sein fachlicher Hintergrund – statistische Methoden, Küstenklima, Klimamodellierung und Konstruktion von Wissen – hat er in seine Funktionen als Direktor des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz Zentrum Geesthacht, als Professor am Meteorologischen Institut und als Zweitmitglied an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg eingebracht. Seit seiner Pensionierung in 2015 beschäftigt er sich mit Restaufgaben am Institut für Küstenforschung, und arbeitet als Editor-in-Chief der Oxford University Press Research Encyclopedia Climate Science, und als Gastprofessor an der Ocean University of China (Qingdao). Er ist ein gern gesehener Gesprächspartner für Medien und interessierte Öffentlichkeit. Seine Publikationsliste umfasst zahlreiche Bücher und über 200 „weiße“ Publikationen, die mit einem h-index von 53 einhergehen. Im 2019 wurde seine Leistung in der Klimaforschung mit dem Bundesverdienstkreuz anerkannt nach einer Reihe weiterer Auszeichnungen.
Klimaforschung zwischen fachlicher Beschränkung und politischem Aktionismus
Ausgehend von einem empirischen Befund zur wahrgenommenen Aufgabe der Klimaforschung – nämlich der fachlichen Beschränkung auf das Wissen um die
Zusammenhänge des Klimageschehens einerseits und politischem Aktivismus zur Schaffung von Aufmerksamkeit für das Klimaproblem andererseits – werden zunächst die Spezifika der beiden Akteure „Wissenschaft“ und „Politik“ diskutiert: Traditionell geht es bei Wissenschaft um die ergebnisoffene Erarbeitung von falsifizierbarem Wissen, das Deutung und damit Lebensqualität erlaubt; bei Politik um den Ausgleich widerstrebender Interessen und damit Schaffung sozialen Friedens. Naturwissenschaft geschieht idealerweise unter Beachtung von Normen, wie CUDOS (von Robert Merton vorgeschlagen). Politik nutzt die wissenschaftliche Beratung, um die Praktikabilität von im demokratischen Willensbildungsprozeß erarbeiteten Optionen zu prüfen. Aber, wie schon in den Grundsätzen des UNO Klimarats IPCC verankert: „Policy relevant but not policy prescriptive“.
In Zeiten der Postnormalität, wie sie greift für Umweltforschung im Allgemeinen und Klimaforschung im Speziellen, in der die politische Nützlichkeit von wissenschaftlichen Aussagen zuungunsten der methodischen Solidität in den Vordergrund tritt, sehen wir eine Politisierung von medial sichtbarer Wissenschaft, und vorgebliche Verwissenschaftlichung von Politik. Beides beschädigt die Leistungskraft von beiden, Wissenschaft und Politik.