Leif Inselmann wurde am 27.07.1998 in Kiel geboren. Er studierte Ur- und frühgeschichtliche Archäologie und Altorientalistik in Göttingen; seit 2024 promoviert er an der Freien Universität Berlin zur Archäologie der Bronzezeit. Auf dem Blog „Wunderkammer der Kulturgeschichte“ (www.wunderkammer.inselmann.net) setzt er sich kritisch mit kontroversen Thesen zur Geschichte und Archäologie auseinander.
Die Anunnaki ‒ Astronautengötter im antiken Mesopotamien?
Die Kulturen des antiken Mesopotamien – Sumerer, Babylonier und Assyrer – haben eine beispiellose Zahl an Schriftquellen aus der Zeit ab 3000 v. Chr. hinterlassen, darunter die ältesten erhaltenen Mythen der Menschheit. Zu den frühen Literaturwerken, welche von der Altorientalistik oder Assyriologie erforscht werden, zählen so berühmte Texte wie das Gilgamesch-Epos, das Babylonische Weltschöpfungsepos Enūma eliš und mehrere vorbiblische Versionen der Sintfluterzählung.
Auf dieser Basis entwarf der aserbaidschanisch-amerikanische Autor Zecharia Sitchin (1920‒ 2010) in seinem Buch Der zwölfte Planet (1976) und weiteren Werken eine alternative Geschichte der Menschheit: Demnach berichteten die sumerischen und akkadischen Keilschrifttexte von einer Rasse von Außerirdischen, den Anunnaki, welche vor hunderttausenden von Jahren vom Himmel auf die Erde kamen, durch genetische Experimente den modernen Menschen erschufen und von den altorientalischen Kulturen als Götter verehrt wurden. In der Prä-Astronautik seit Jahrzehnten etabliert, haben Teile dieser Thesen im Zeitalter des Internets eine Eigendynamik gewonnen und werden unkritisch in vielerlei Variation verbreitet.
Doch steht tatsächlich in den antiken Keilschrifttexten, was Sitchin und seine Epigonen behaupten? Und warum sind diese Theorien so erfolgreich? Leif Inselmann, studierter Archäologe und Altorientalist mit Schwerpunkt auf der Erforschung antiker Mythen, stellt die Behauptungen der Anunnaki-Theorien den originalen Quellen gegenüber.