Prof. Dr. Sascha Skorupka, Professor für Physik und Technik im Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda
(Foto: René Spanka)
Ganz natürlich und ohne Chemie? - Ein kritischer Blick auf alternative Wasch- und Reinigungsmittel
Alternative Wasch- und Reinigungsmittel werden mit Aussagen wie „ganz natürlich und ohne Chemie“ oder „schont die Umwelt und den Geldbeutel“ beworben. Um die Wirksamkeit alternativer Wasch- und Reinigungsmittel, deren geringe Umweltauswirkungen und die Ungefährlichkeit im Vergleich zu handelsüblichen Produkten beurteilen zu können, wird ausgehend von der Frage was Schmutz ist, der Reinigungsprozess genauer betrachtet.
Schmutz ist Materie am falschen Platz, die Unterscheidung, ob etwas Schmutz ist, ist also keine Frage, die auf chemischer oder physikalischer Grundlage beantwortet werden kann, sondern häufig eine Frage der Ästhetik. Das Wasch- und Reinigungsergebnis ergibt sich aus dem Zusammenspiel der vier Faktoren Chemie, Mechanik, Temperatur und Zeit, die im Sinnerschen Kreis zusammengefasst sind. Die Kernaussage des Sinnerschen Kreises ist, dass bei Veränderung eines Faktors die anderen drei Faktoren so angepasst werden können, dass das gleich Ergebnis erzielt werden kann, z. B. bei ECO-Programmen.
Die wesentliche Aufgabe eines Wasch- und Reinigungsmittels ist, den Schmutz zu lösen und ihn in Lösung zu halten. Wirksame Wasch- und Reinigungsmittel sind daher auch eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit, da sie die Stoffe lösen, für die sie ausgelegt sind, unabhängig, ob sie als Schmutz empfunden werden. Ungefährliche, bzw. sanfte Mittel sind meist weniger effektiv, was längere Einwirkzeiten oder stärkere mechanische Unterstützung erfordert. Natürliche Stoffe wie Essig oder Zitronensäure sind nicht per se umweltfreundlich oder ungefährlich. Zum Beispiel kann Essigsäure bei konzentrierter Nutzung Oberflächen und Gummidichtungen angreifen und zu Hautreizungen und schweren Augenverletzungen führen. Auch „biologische“ Alternativen wie Waschnüsse sind problematisch, da sie oft ineffektiv und somit nicht nachhaltig sind. Besondern kritisch ist der Einsatz von Lebensmitteln als Wasch- oder Reinigungsmittel zu betrachten, da dies zur Lebensmittelverschwendung beiträgt.
Insgesamt wird vor dem unkritischen Einsatz „natürlicher“ Reiniger gewarnt. Konventionelle Wasch- und Reinigungsmittel sind in der Regel sicherer in der Anwendung und bei korrekter Dosierung nachhaltiger.