PD Dr. Anna Veronika Wendland ist Osteuropa- und Technikhistorikerin und GWUP-Mitglied. Sie arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Marburger Herder-Institut für Historische Ostmitteleuropaforschung und lehrt Geschichte an der Uni Marburg. Für ihre Habilitationsschrift „Kerntechnische Moderne. Atomstädte, nukleare Arbeitswelten und Reaktorsicherheit in Ost- und Westeuropa 1966-2021“ forschte Wendland über mehrere Jahre hinweg als Langzeitbeobachterin von Mensch-Maschine-Beziehungen in Kernkraftwerken in Osteuropa und Deutschland. Seit der russischen Invasion in die Ukraine 2022 ist sie häufige Ansprechpartnerin für Medien und Politik für Probleme der kerntechnischen Sicherheit in der Ukraine. Neueste Buchpublikationen: Atomkraft? Ja bitte! Klimawandel und Energiekrise: Wie Kernkraft uns jetzt retten kann, Köln: Quadriga, 2022; Befreiungskrieg. Nationsbildung und Gewalt in der Ukraine, Frankfurt – New York: Campus, 2023.
Thema 30.05. – Was sollten Skeptiker über Geschichte wissen?
Thema 31.05. – 6 x Tschernobyl + 46 Biowaffenlabore = 1 Armageddon: Techno-Fakes und Angstkommunikation im russisch-ukrainischen Krieg
Falschinformationen spielen nicht erst seit der Erfindung des Begriffs „hybrider Krieg“ eine gewichtige Rolle in Kriegen – so auch im Fall des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Doch was in diesem Krieg besonders auffällt, ist die häufige Nutzung von Techno-Fakes, also kalkulierten Falschaussagen und gefakten Stories über bestimmte Technologien, die beim Kriegsgegner Angst und Panik schüren sollen, aber auch dem Appell an die internationale Öffentlichkeit dienen. Im Zentrum solcher Formen von Angstkommunikation standen in der Ukraine bislang vor allem Atomanlagen, „schmutzige Bomben“ und angebliche Biowaffen-Produktionsstätten. In dem Vortrag werden einige Beispiele analysiert, die Motive, Funktionsweise und Folgen von technikbezogenen Angsterzählungen diskutiert und einige Vorschläge gemacht, wie demokratische Gesellschaften mit Techno-Fakes als Instrumenten des hybriden Krieges umgehen sollten.